Ich lese im Rahmen meiner Arbeit oft Webseiten und Flyer von Selbständigen, vorzugsweise von EinzelunternehmerInnen. Manchmal kann ich auf den ersten Blick erkennen, warum das Business nicht oder nicht optimal läuft.
Es kommt u.a. auch immer darauf an, wie ich mich als Unternehmerin "draussen" zeige.
Das Thema "sich zeigen " ist für viele Selbständige ein ganz schwieriges Thema. Sie überzeugen lieber durch das, was sie tun als durch ihre eigene Präsenz.
Der Kunde macht sich aber seinen ersten Eindruck immer über die Person, mit der er in Kontakt treten möchte. Auch wenn jemand etwas ganz Spezielles verkauft, das spannend für potenzielle Kunden ist, muß die Persönlichkeit der Anbieterin für sie greifbar sein.
Das hat nichts mit "sich verkaufen" zu tun. Viele unterschätzen ihre persönliche Ausstrahlungskraft. Gut und vor allem authentisch eingesetzt, ist sie das beste Werbemittel überhaupt.
Es gibt mehrere, sehr wirkungsvolle Varianten, wie man sich selbst boykottieren kann.
Sich unsichtbar machen
Die eigene Person erscheint nicht , kommt gar nicht vor, es gibt kein Foto oder Lebenslauf. Angeboten wird nur die Dienstleistung oder das Produkt. Schade, hier vergibt man sich viel Potenzial. Der Kunde fühlt sich nicht aufgehoben, weiß nicht, mit wem er es zu tun hat.
Wir statt Ich
Die Einzelunternehmerin versteckt sich hinter einem Wir statt zu ihren Ich zu stehen. Meist aus Angst, dass Firmen sie als Einzelperson nichtb ernst nehmen. Dabei vergibt sie sich die vielen Vorteile, die eine Einzelunternehmerin bieten kann. Eine höhere Flexibilität, persönlicher Kontakt, immer der gleiche Ansprechpartner etc.
Die gesteigerte Wir-Form
Man versteckt sich hinter der Bezeichnung "Institut" oder einer "Akademie", die nur aus einem selbst bestehen. Thema ist hier der Selbstwert. Man möchte mehr scheinen als sein um "gesehen zu werden". Und die Angst als Einzelperson nicht wettbewerbsfähig zu sein, nicht ernst genommen zu werden, spielt eine Rolle. Oft sitzt man da einer Selbsttäuschung auf.
Der Firmenname passt (noch) nicht zur Person
Da will jemand z.B. die Strickkönigin sein obwohl sie bisher eher eine Strickliesl ist und noch wachsen darf. Der Name ist also noch ein paar Nummern zu groß und setzt sie unnötigerweise enorm unter Druck. Allerdings ist er auch ein gutes Ziel, nach dem es sich gut ausrichten lässt.
Das Thema passt nicht zum Foto
Auch das gibt es. Da bietet jemand Lachyoga an und die Ausstrahlung des eigenen Fotos ist eher todernst oder sogar traurig. Da bietet eine Unternehmerin tolle Produkte an (z.B. wunderbare Handtaschen) und es gibt keine Fotos, die sie selbst mit ihren Produkten zeigt. Das wäre die einfachste Werbung!
Vortäuschen
Da bietet jemand Kurse an und stellt ganz viele Fotos aus den Kursen ein. Beim genauen Hinschauen sieht man immer die gleichen Menschen. Der Kunde fühlt sich veräppelt.
Fachchinesisch
Der Text wimmelt von Fachausdrücken, die nur der Fachmann verstehen kann. Auch dahinter kann man sich gut verstecken. Potenzielle Kunden sind gleich wieder weg von der Seite und suchen sich jemanden, der ihre Sprache spricht. Die Kunst besteht darin, sich klar und einfach auszudrücken.
Der Kundennutzen wird nicht sichtbar
Jemand schreibt einen ganz ausführlichen Lebenslauf und zählt alle seine Ausbildungen auf. Hier wird eine Selbstdarstellung gebracht. Davon hat der Kunde nichts.
Für den Kunden muss sein Nutzen immer sichtbar sein. Toll, wenn ich viele Ausbildungen hatte. Damit kann ich jetzt das und das und das für den Kunden machen. So sollte es sein und keine Selbstreflexion werden.
Fazit
Es muss uns immer klar sein, dass Webseiten, Visitenkarten und Flyer die Eintrittskarten zu unseren potenziellen Kunden sind. Entsprechend attraktiv und vor allem stimmig und authentisch müssen sie sein. Es bringt nichts, zu unter- oder zu übertreiben.
Nicht nur mir fallen Unstimmigkeiten auf weil das mein Beruf ist. Jeder Mensch hat ein Gefühl dafür, ob etwas stimmig ist oder nicht.
Das Wichtigste für Selbständige ist Authenzität. Nur so kann man erfolgreich sein und bleiben.